Wenn an Silvester um Mitternacht die Korken knallen, stoßen viele Menschen mit einem Gläschen Sekt aufs neue Jahr an. Die Entscheidung für den richtigen Schampus fällt dabei schwer, denn die Auswahl ist riesig. Champagner aus Frankreich, Prosecco aus Italien oder doch Cava aus Spanien? Auch aus Deutschland kommen qualitativ hochwertige Sprudler, besser bekannt unter dem Namen Winzersekt. Diese Ausgabe unserer Serie „Griff ins Regal“ widmen wir dem deutschen Premium-Schaumwein.
Deutschland ist Weltmeister. Zumindest beim Sektverbrauch, denn kein anderes Land auf der Welt verbraucht mehr Schampus pro Kopf. Die weltweite Schaumweinproduktion liegt bei circa zwei Milliarden Flaschen pro Jahr. Davon gehen knapp 420 Millionen nach Deutschland. Damit liegt der jährliche Verbrauch pro Kopf im Schnitt bei vier Litern Prickelbrause.
Deutsches Traditionshandwerk
Bereits seit mehreren Jahrhunderten erfreut sich der kohlensäurehaltige Wein in Deutschland großer Beliebtheit. Das Handwerk hat hierzulande eine lange Tradition, die ersten deutschen Sektkellereien entstanden in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. Heute machen Winzersekte nur einen kleinen Teil der deutschen Schaumweine aus, obwohl sie zu den hochwertigsten Sprudlern des Landes zählen. Sie sind erkennbar an der Bezeichnung Sekt b.A. (bestimmter Anbaugebiete) in Verbindung mit dem Namen des Weinguts. Beim Kauf von Winzersekt empfiehlt es sich auf das Etikett zu achten, denn dieses verrät einiges über Herkunft und Qualität.
Riesling dominiert
Ist ein Jahrgang angegeben, spricht man von einem Jahrgangssekt. Hingegen handelt es sich um einen sortenreinen Sekt, wenn die Rebsorte auf dem Etikett angegeben ist. Die meisten deutschen Winzersekte werden aus Riesling gekeltert. Darüber hinaus kann das Etikett über die Lage Aufschluss geben. Lagensekte sind sehr individuell und bringen den Charakter des Standorts zur Geltung, da alle Trauben des Grundweins aus demselben Weinberg stammen. Die Angaben zu Jahrgang, Rebsorte und Lage sind optional. Fehlen diese, handelt es sich um eine Cuvée. Der Winzer kombiniert bei einer Cuvée die besten Eigenschaften verschiedener Rebsorten und Lagen in seinem Grundwein, um ein harmonisches Geschmacksbild zu sichern.
Winzersekt als Konkurrenz für Champagner und Co.
Mittlerweile lässt sich die Qualität deutscher Winzersekte mit italienischem Franciacorta und französischem Champagner vergleichen. Das hat mehrere Gründe: Ein wichtiger Faktor ist, dass der Grundwein ausschließlich aus eigenen Trauben gekeltert werden darf. Der Grundwein muss zudem für mindestens neun Monate auf der Hefe liegen. Der wohl ausschlagebenste Punkt ist jedoch, dass beim Winzersekt die zweite Gärung im Rüttelpult in der Flasche stattfindet – und nicht im Stahltank. Somit ähnelt die Art der Herstellung der des Champagners.
Perlage als Qualitätskriterium
Schlussendlich entscheiden das Zusammenspiel des Grundweins und das Können des Kellermeisters über Geschmack und Qualität des Winzersekts. Aus einem schlechten Grundwein kann auch der beste Kellermeister keinen hervorragenden Sekt kreieren. Als Qualitätskriterium eignet sich unter anderem die Perlage: Ein hochwertiger Winzersekt perlt lange im Glas. Warum also das Jahr 2020 nicht mit einer Flasche Winzersekt einläuten?