Neue Heimat für streng geschützte Zauneidechsen
Reh Kendermann siedelt rund 40 Reptilien um
Bingen, 26. Mai 2020. Das Familienunternehmen Reh Kendermann siedelt im Zuge der Standorterweiterung im Gewerbegebiet Bingen-Ost eine Teilpopulation von schätzungsweise 40 Zauneidechsen um. Die Kriechtiere gelten als bedroht, weshalb sie die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde als „Reptil des Jahres 2020“ ausgezeichnet hat. Bereits 30 Zauneidechsen genießen jetzt die idealen Lebensbedingungen in ihrer neuen Heimat, dem Binger Rochusberg.
Sie liebt die Sonne, ist perfekt getarnt und lebt in mageren Wiesen, Brachflächen und an Straßen- sowie Bahnböschungen – das sind nur drei der vielen Eigenschaften, die auf die Zauneidechse zutreffen. Doch in Deutschland sieht man das Reptil immer seltener. Eine Population von schätzungsweise 40 Tieren ebendieser Eidechsenart entdeckten die von der Weinkellerei Reh Kendermann beauftragten Biologen von viriditas auf einer 26.000 Quadratmeter großen Baufläche im Gewerbegebiet Bingen-Ost. Dort bauen die Binger, die 2020 ihr 100-jähriges Bestehen feiern, derzeit eine neue Tankanlage. Christoph Eß, technischer Assistent bei Reh Kendermann, sagt: „Das Umsiedeln der Zauneidechsen bedeutet für den Bau zwar einen Mehraufwand. Wir freuen uns aber sehr, dadurch einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Besonders schön ist es, dass die Eidechsen in der Region bleiben.“ Ihr neues Zuhause wird der Rochusberg, der sich mit seinem trockenwarmen Klima sowie vielen Holz- und Sandhaufen hervorragend als Eidechsen-Heimat eignet.
Wohl der Zauneidechsen im Blick
Unterstützung erhält Reh Kendermann von den Biologen und Umweltschutzingenieuren von viriditas aus Weiler, die sicherstellen, dass die Umsiedlung die Vorgaben der Naturschutzgesetze erfüllt. Zu Beginn der Planung standen die Experten vor der Herausforderung, die Größe der Zauneidechsenpopulation einzuschätzen. Bereits 2019 erfolgten hierzu auf dem Areal drei Begehungen. Thomas Merz, Inhaber von viriditas, erklärt: „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass schätzungsweise mindestens 40 Zauneidechsen auf dem Baugrundstück von Reh Kendermann leben. Während der kalten Jahreszeit machen die Reptilien Winterschlaf, der bis in den März geht. Mit den konkreten Vorbereitungsmaßnahmen vor Ort haben wir deshalb erst Ende März begonnen.“ Rund zehn Profis – vom Gutachter über Planer bis hin zu Fängern – sind an dem Projekt beteiligt.
Umzug im vollen Gange
Beim Fangen der Zauneidechsen kommen zwei Methoden zum Einsatz: Schlingen und Bodenfallen. Fangzäune leiten die bedrohten Kriechtiere zu den aufgestellten Fallen. Selbstverständlich sind diese nur aktiv, wenn ein Mitarbeiter vor Ort ist. Das stellt sicher, dass die Reptilien zu keinem Zeitpunkt einer Gefahr ausgesetzt sind. Außenzäune, die um das Gelände herum aufgestellt sind, verhindern, dass Eidechsen von außen in das Baufeld einwandern. In dem weitläufigen Areal kommen zusätzlich versierte Fänger zum Einsatz, die den Reptilien nachspüren und diese mit Schlingen einfangen. Durch die Kombination der Fangmethoden hat viriditas bereits 30 Zauneidechsen an den Rochusberg umgesiedelt. Der Transport der Tiere erfolgt in Stoffsäckchen. Das garantiert, dass die Eidechsen während des Transports geschützt sind und sich geborgen fühlen. Die Umsiedlung muss spätestens im Juni abgeschlossen werden, denn dann beginnen die Zauneidechsen, ihre Eier abzulegen. Christoph Eß bestätigt: „Sobald die Umsiedlung im Juni erfolgreich abgeschlossen ist, starten wir mit der Ausführung des Bodenmanagements, sodass der Bau der Tankanlage im Oktober beginnen kann. Bis dahin wünschen wir den Zauneidechsen einen guten Umzug zum Rochusberg.“